Teil 6 des Buches
Kapitel: Liebe - ein großes Wort
In unzähligen Liedern wird die Liebe besungen. Don Bosco sagt: „Das Schönste muss man singen, weil man es nicht sagen kann.“ Die Liebe ist für den Menschen sozusagen sein „Himmelreich“. Kaum ein Gefühl ist kraftvoller undstärker als die Liebe. Wer sie in sich trägt und sie lebt, hat das Wesentliche für sein Leben gefunden. Sie ist ein kostbarer Schatz und ein nie versiegendes Energiepotenzial. Bildlich gesprochen kann man sagen: In der Welt der Liebe berühren sich Himmel und Erde.
Die Liebe des drei-einen Gottes
Die Liebe Jesu Christi
Kern und Mitte der christlichen Botschaft und des christlichen Handelns ist dieLiebe
Liebesbotschaft des Paulus
Der Apostel Paulus zeigt seinen Gemeinden einen richtungsweisenden und erstrebenswerten Weg der Liebe. Mit wunderschönen Worten und in allerhöchsten Tönen besingt er im „Hohen Lied“ (1 Kor 13) das unfassbare und unendliche Geheimnis der Liebe.
Augustinus von Hippo und Thomas von Aquin
Folgender Satz des hl. Augustinus enthält positive Gedanken:
„Dilige, et quod vis fac.“ („Liebe, und was du willst, das tu.“)
Wahre Liebe alsganzheitliche Kraft
Der Mensch ist personale Ganzheit. Genau dies will der lateinische Spruch „Mens sana in corpore sano“ („Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“) ausdrücken.
Pater Josef Kentenich beschreibt die ganzheitliche Liebe als Dreiklang von affektiv-sinnenhafter, geistiger und übernatürlicher oder göttlicher Liebe. Er ist besorgt, dass bei den Zölibatären die Liebe zu einseitig geistig-übernatürlich, zu blutleer, zu leidenschaftslos und zu kalt betrachtet und gelebt werde. Ganzheitliche Liebe sei personale und existenzielle Liebe in Harmonievon natürlicher und übernatürlicher Liebe.
Drei Stufen der Liebe: Eros, Philia, Agape
Eine ganzheitliche Liebe ist die Verbindung von Sexus, Eros und Philia in der Agape. Mann und Frau sind aufeinander verwiesen und offen füreinander. Eros und Sexus liegen nahe beieinander.
Zum Wesen des Menschseins gehört die Liebe in allen Dimensionen. Warum darf die Kirche die Liebe ihrer geweihten Diener beschneiden?
Ich frage mich: Wie kann der Zölibat so wichtig sein, dass die Selbstverwirklichung der Priester auf der Strecke bleibt? Warum darf die Kirche den Verzicht auf ganzheitlich gelebte Sexualität verlangen und so die natürliche Lebensweise ihren geweihten Dienern verbieten? Warum soll es nicht möglich sein, dass ein zum Priestertum Berufener seinen priesterlichen Dienst trotz Partnerschaft und Ehe verwirklicht?
Sexualität ist eine positive Kraft. Sie gehört zum Wesen des Menschen und darf nicht verteufelt werden. Ganzheitlich gelebte partnerschaftliche Liebe darf nicht auf dem Altar des Zölibats geopfert werden.
Zölibatäre Liebe
Zölibatäres Leben kann sinnvoll sein, wenn es wirkliche Liebe zulässt.
Kirche der Liebe
Die Kirche bietet dann Heimat, wenn sie als Gemeinschaft ganz von der Liebe getragen ist.
Kurz gesagt
- Es gibt nichts Schöneres und Besseres im Himmel und auf Erden, als zu lieben und geliebt zu werden.
- Die Liebe ist der oberste Maßstab menschlichen Lebens. Sie ist es, die letztlich zählt und auf die es ankommt.
- Die Liebe ist ein Licht- und Sonnenstrahl des Himmels.
- Zum menschlichen Wesen gehört der Dreiklang sinnenhaft-körperlicher,geistig-seelischer und übernatürlich-göttlicher Liebe.
- Zur ganzheitlichen Liebe gehört auch die Sexualität.
- Normen der kirchlichen Sexualmoral müssen nach humanwissenschaftlichen Erkenntnissen neu durchdacht und verändert werden.
- Die zölibatäre Liebe ist nur ein Teil der ganzheitlichen Liebe.
- Für Christen sind Selbst- und Nächstenliebe in der Gottesliebe verankert und somit nicht beliebig.
- Das Zölibatsgesetz widerspricht dem göttlichen und natürlichen Recht auf ganzheitliche Liebe, Ehe und Familie.