Teil 2 des Buches

Kapitel: Jesus und der Zölibat

 Kann sich das Zölibatsgesetz auf Jesusstützen? Der historisch-kritische Befund sagt eindeutig „Nein“. Für Jesus warder Zölibat kein Thema. Auch die Aussage des Eunuchen-Spruches legt Wert aufdie Freiwilligkeit.

„Es gibt Menschen, dieverzichten auf die Ehe, um Gott besser dienen zu können. Wer dies schafft, derverzichte auf die Ehe.“

 Mit der Person Jesu Christi verbindet sich dieErfahrung, dass wir Menschen liebevoll aufeinander zugehen müssen, um uns selbstzu finden und um Gottes Liebe zu erfahren.

Wirwissen: Jesus hat verheirateteMänner wie Petrus („Fels“ der Kirche) in seine Nachfolge berufen. Zum unmittelbaren Gefolge Jesu gehörten auch Ehepaare und Familien, Frauen und Männer.

Paulus sagt unmissverständlich, dassMänner und Frauen, die nicht die Gabe der Enthaltsamkeit erhalten haben, heiraten sollten. Die Apostel waren in der Nachfolge Jesu mitihren Ehefrauen unterwegs.

DiePastoralbriefe belegen, dass ein bewährter Mann und Familienvater einer Gemeinde vorstehen durfte. Sicher ist auch, dass die frühe, urchristliche Kirche keine Tendenz zur Ehelosigkeit kannte ÜberJahrhunderte hinweg waren Theologen (Gotteslehrer) und Exegeten (Bibelausleger)bemüht, biblische Argumente für den Pflichtzölibat zu finden oder zu erfinden. Dies war nur möglich, indem man Bibelworte im eigenen Erkenntnis leitendenInteresse deutete oder veränderte.

Als weitere Zölibatsbegründung wird immer wieder auf die lange Tradition verwiesen. Gerne übersieht man dabei, dassTradition nur dann gut und sinnvoll sein kann, wenn sie dem Menschen dient. Diesem Anspruch genügte der Zölibat zu keiner Zeit. Als antikes, mittelalterliches und „ideologisches“ (verfälschendes) Relikt hat er seine Akzeptanzverloren.

 Kurz gesagt

  •  Im Zentrum der Botschaft Jesu steht das nahe Reich Gottes.
  •  Jesus lebt den Willen Gottes, indem er Liebe, Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit,Versöhnung und andere wichtige Werte praktiziert.
  • ·Jesussieht den Willen seines Vaters darin, dass es allen Menschen gut geht. DerZölibat gehört nicht zu seinem Wertekanon.
  • · Der Zölibat kann sich weder auf Jesus noch auf die Apostel berufen.
  • ·Jesus will eine Kirche der Liebe und nicht der Gesetze.
  • Jesus will die Weitergabe seiner menschenfreundlichen Botschaft. DasNeue Testament bezeugt verheiratete Diakone, Presbyter und   Bischöfe.
  •   ImNeuen Testament wird von Bischöfen ein tugendhaftes Leben verlangt und nichtein zölibatäres. Bereits im Neuen Testament gibt es Kritik an Lehrern und Lehren, die ehelichen Verzichtverlangen und die Heirat verbieten